DAS verstehen nur Mütter!

 

Warum ich manchmal wie ein wildes Tier reagiere.

Ich weiß, die Überschrift klingt erstmal bescheuert und sie ist auch nicht ganz korrekt. Besser wäre vielleicht: “Das verstehen nur Eltern” oder “Das verstehen nur Menschen, die von Babys umgeben sind”. Aber ich habe es auf Mütter herunter gebrochen weil ich nun mal eine bin und aus meiner Mamiwelt erzählen möchte. Seit 8 Monaten bin ich jetzt mit unserer kleinen Liva zu Hause und versuche eine lockere, coole und natürlich liebende Mami zu sein. Soviel vorweg, mir gelingt nur der letzte Punkt. Ich erwische mich ab und zu dabei, dass ich sehr unlocker bin und in manchen Situationen wie ein wildes Tier reagiere, früher undenkbar. Aber wenn mein Baby gerade nach langem Kampf eingeschlafen ist und es funkt mir ein Geräusch dazwischen, welches diesen engelsgleichen Schlaf gefährden könnte, dann haut es manchmal offensichtlich etwas durch bei mir. Diesen Phänomen habe ich natürlich nicht selbst beobachtet sondern mein, mich meistens liebender, Verlobter. Wenn allerdings die Bestie mal wieder aus mir heraus bricht, erkennt er mich selbst nicht wieder.

Bestie und wildes Tier sind sicher sehr harte Bezeichnungen aber im Nachhinein, wenn ich mal wieder sehr uncool reagiert habe, fühle ich mich etwa so. Ein kleines Beispiel: Liva hat keinen besonders guten Tag und das Mittagsschläfchen will einfach nicht gelingen obwohl sie tot müde ist. Also mache ich mich auf zu einem großen Spaziergang – nein, ich sollte es Spießrutenlauf nennen. Nach einer gewissen Strecke, meinen unfassbar schnellen Schritten und der lustigen Slalomfahrt ist das kleine Monster also tatsächlich eingeschlafen. Oh Gott, wie süß sie dabei wieder aussieht. Der erste und wichtigste Teil der Mission scheint damit geschafft aber auf dem Rückweg beginnt meine eigentliche Challenge. Gegenspieler Nummer 1: Nachbars Hund. Den sieht man tagelang nicht aber mein schlafendes Baby scheint er zu riechen. Was macht er? Die gesamte Hecke entlang bellen und Mami? Die rennt! Hat Nachbars Lumpi einen guten Tag dann hat ganz sicher die nette Nachbarsfrau einen “schlechten”. Ich habe Euch ja schon häufiger erzählt wie toll, hilfsbereit und wichtig meine Nachbarn hier sind. Dank ihnen habe ich mich sofort im damals so fremden Dänemark wohlgefühlt. Wir freuen uns also, wenn wir uns am Gartenzaun treffen.  Wenn Liva schläft hoffe ich dennoch immer, dass ich keinen treffe. Aber genau dann kommt garantiert jemand angeradelt und schreit mit einem dicken Grinsen von seinem Fahrrad: “Hej, schläft sie?” Meine Antwort ist dann leider meist: “Ikke mere!” / “Jetzt nicht mehr” 🙂 Nehmen wir weiter an, dass es an diesem schönen Tag weder einen Hund noch Nachbarn gibt, dann kommt mein bezaubernder Freund ins Spiel. Endlich an unserem kleinen dänischen Häuschen angekommen, ich muss nur noch einmal abbiegen und den Wagen hinters Haus stellen, da schallt es freudig aus dem geöffneten Fenster “Hallo ihr 2!” Noch freut sich Papa uns zu sehen, meine Reaktion: “TZSSSSCHHHHH!! Leise.” Zack gehen seine Mundwinkel nach unten, willkommen Zuhause armer Schatz. 🙂 Mr. Z sagt ich hätte dann den Zorn des Teufels in meinem Blick. Wahrscheinlich stimmt das sogar und egal wie leid mir meine harsche Reaktion tut, in diesem Moment kann ich das unmöglich steuern. Zum Glück sind diese Aussetzter Ausnahmen aber sie passieren doch immer wieder. Wir saßen vor kurzem bei unserem Lieblingsitaliener und Liva war auf dem Weg dahin eingeschlafen. Ein Segen, wann kann man schon mal ganz in Ruhe als Paar mit Baby/Kleinkind essen?! Ich habe die Kleine etwas abseits gestellt, damit sie nicht so schnell wach wird. Als die Kellnerin kurze Zeit später damit begann Tische und Stühle zu rücken (nicht zu heben, sie hat gezogen) habe ich mich richtig geärgert. Natürlich ist Liva wach geworden, natürlich konnte ich nicht in Ruhe essen und natürlich wusste ich das schon in dem Moment, als das Stühlerücken losging. Dementsprechend habe ich wohl auch etwas aggressiv geschaut, Mr. Z war entsetzt. “Sie macht nur ihren Job, Schatz.”, hat er gesagt. Was soll ich dazu sagen, er hat Recht und ich habe mich selbst dafür geschämt wie unlocker ich darauf reagiert habe, dass es mich so geärgert hat. Ich sehe dieses Verhalten aber zum Glück auch bei anderen Müttern und auch bei Väter, wenn sie sich durch den manchmal laaangen Einschlafprozess gequält haben. Lasst das Eure Männer machen oder alle Menschen, die unsere Reaktion einfach nicht verstehen wollen. Ja auch du kannst wie eine Schlange zischen, wenn jemand deine Liva weckt, Mr. Z.

Dass man sich als Mama verändert war mir klar und ist meiner Meinung nach völlig normal. Dennoch versuche ich die lässige, coole und entspannte Frau/Freundin/Verlobte/Kumpeline/Tochter/Schwester … zu sein, die ich gern sein möchte, trotz Baby. Fakt ist aber: Wenn mein Kind schäft niese ich nicht, ich unterdrücke es so sehr, dass mir sicher irgendwann deshalb der Schädel platzen wird. Ich öffne keine Flaschen mit Kohlensäure neben dem Kinderwagen. Ich fahre Slalom-und Buckelpisten damit sie einschläft, schläft sie, vermeide ich aber plötzlich Unebenheiten. Ich werde weiterhin kein Auge zumachen wenn sie neben mir eingeschlafen ist, weil ich dafür viel zu unbequem liege aber ich werde mich auf keinen Fall deshalb bewegen. Ich werde weiter mit dem Kinderwagen an lauten Geräuschen vorbei rennen, damit diese schneller vorbei gehen und Liva nicht wach wird. Wie cool kann ich also sein. 🙂 Eigentlich will ich das alles nicht aber ich mache es und wenn ich es hier so niederschreibe, finde ich es sogar witzig. Warum tun wir Mütter das? Ich glaube, weil wir die Konsequenzen kennen und schon 5 Schritte voraus denken. Wird das Baby beim Vormittagsschlaf durch den dröhnend lauten Rasenmäher des Nachbarn geweckt, wird es schlecht Mittagessen, weil es zu müde ist. Die schlechte Laune beeinflusst meinen Tagesablauf, statt selbstständigem Spielen gibt es dank der Müdigkeit vermehrte Stürze und Wutausbrüche. Irgendwann sind die Mäuse dann so drüber, dass sie zu müde zum Einschlafen sind und dann schließt sich der Kreis: Man legt sie in den Wagen und dreht eine Runde, eine Sekunde nachdem die Äuglein endlich geschlossen sind grüßt der freundliche Nachbar und erkundigt sich lautstark nach dem Wohlergehen des Kindes…

All das ist mit einem Augenzwinkern zu sehen. Natürlich ist es nicht halb so extrem wie ich es beschrieben habe aber alle Erlebnisse hat es wirklich so gegeben. Ich glaube ich mag diese neue Seite an mir sogar ein bisschen, dass zeigt doch nur wie facettenreich wir Mamis sind und dass wir unsere Kleinen beschützen wie Löwinnen. 🙂 Mein Verlobter kann sicher auf meinen teuflichen Blick verzichten aber ich kann es sowieso nicht abstellen. Was mich beruhigt ist die Tatsache, dass man wohl beim 2., 3., oder vierten Kind entspannter wird und das Teufelchen nur noch selten vorbei schaut. Sorry Mr. Z, dafür kannst du dir im Moment nichts kaufen aber ich arbeite an mir. Ich genieße all diese Erlebnisse mit Liva und ihrem Papa so sehr. Ohne die Kleine hätte ich mir niemals über solche Sachen Gedanken gemacht und sicher wäre ich dann die schreiende Nachbarin gewesen. Da draußen gibt es eben noch die richtige Welt. Danke, dass du mich immer wieder rausholst, aus der Mamiwelt, mein tapferer Mr. Z.

PS: Wenn der Tag dann geschafft ist, dass Baby in seinem Bettchen schläft und du dich ganz leise dazu legen willst, dann legst du dich zu 90 Prozent auf ein quietschendes Stinktier, ein mähendes Schaf oder den singenden Teddy und bist Gott froh, dass die Kleinen in der Nacht so viel tiefer schlafen.

Ich bin sehr gespannt auf Eure Erfahrungen und ob ihr Euch in der ein oder anderen Situation wiedergefunden habt. Also los, her mit Euren Kommentaren! :-*

Hier lest ihr:

Meine Geburt – so war das aber nicht geplant.

Der Konkurrenzkampf unter Müttern!

Emanze mit Kinderwagen!

Wenn die Nacht zur Qual wird.

14 Gedanken zu „DAS verstehen nur Mütter!

  • September 6, 2018 um 10:43 pm
    Permalink

    Kommentare über Facebook:
    “Oooh Gott ja! Ich kann es soooo gut nachvollziehen! Obwohl wir die Verwandtschaft schon sooo oft geimpft haben rufen die GRUNDSÄTZLICH an wenn Mittagsschlaf oder gerade ins Bett gehen anstehen (und ich denke halt auch nicht immer dran das Telefon aus zu stecken). Oder der Paketbote klingelt Sturm, oder mein schwerhöriger Vater. Da denkt man sich einfach nur: „Waaaaruuuum???“

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  • September 6, 2018 um 10:43 pm
    Permalink

    Claudia:
    “Da hab ich mich doch jetzt glatt wiedererkannt 🙈. Sehr schön geschrieben 👍”

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  • September 6, 2018 um 10:44 pm
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    Julia:
    “Nö. Kenn ich nich. Bin total locker. Wird auch wirklich besser mit dem 2.
    NICHT 🙄”

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  • September 6, 2018 um 10:45 pm
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    Kristin:
    “Einfach perfekt beschrieben!! Genau So und nicht anders! Seit ich Mama bin würde ich auch niemals mehr Hupen auf der Straße. Es könnte ja in der Nähe ein Kinderwagen sein 😅 das ist nur ein Beispiel von ganzen vielen, die man erst versteht, wenn man Mama ist 😊👍”

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  • September 7, 2018 um 1:41 pm
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    Denk daran wenn Liva mal ins Kindergarten kommt, dann muss sie auch während Geräusche schlafen 😉
    Nicht dass ich Dein Frust/Wut verstehe – aber auch sie wird sich irgendwann daran gewöhnen.
    “Hier musste ich einfach lachen :”PS: Wenn der Tag dann geschafft ist, dass Baby in seinem Bettchen schläft und du dich ganz leise dazu legen willst, dann legst du dich zu 90 Prozent auf ein quietschendes Stinktier, ein mähendes Schaf oder den singenden Teddy und bist Gott froh, dass die Kleinen in der Nacht so viel tiefer schlafen.” Habe das richtig vor mich sehen können 😀
    Bitte -werdet ein bisschen lockerer, Du kannst ruhig Flaschen öffnen und niesen während sie schläft, oder ein ein anderer Raum gehen 😉
    Ich wünsche Dir viel Glück dabei 🙂

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    • September 7, 2018 um 8:39 pm
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      Wie gesagt, ich versuche es. 🙂

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  • September 7, 2018 um 8:30 pm
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    Det er så godt skrevet Kristina! Jeg har oplevet alle de sitiationer du beskriver og bliver så sur hver gang. Jeg synes og så tit at det ringer på døren når de sover, det er også mega irriterende 😖
    Godt at du har Mr. Z til at holde dig nede på jorden 😉

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  • September 8, 2018 um 9:48 am
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    Cornelia:
    “Ja auch ich erkenne mich/uns wieder. Erst gestern habe ich mich seeehr über den Rasenmäher um 14 Uhr! auf dem Nachbargrundstück geärgert 😂👍 – ja die Perspektive hat sich verändert.”

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  • September 8, 2018 um 12:06 pm
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    Michaela:
    “Bei uns immer wieder der ärgste Wecker, wenn MiniMe unterwegs schläft: andere Kinder, egal welchen Alters, oder auch Erwachsene, die es nicht schaffen, sich in normaler Lautstärke zu unterhalten – oder wenn andere Eltern ihre Babys und Kleinkinder wie eine Sirene heulen lassen, statt sie zu beruhigen oder evtl. mal woanders hinzugehen, wenn es gerade für das kleine zuviel wird, zB beim Einkauf. Unsere schreckt dann immer hoch und ist (mit bald 2 Jahren) immer ganz besorgt um das andere Kind…
    Früher hat sie immer mit geweint, wobei wir dann eben raus sind und sie beruhigt haben…”

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  • September 9, 2018 um 8:21 am
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    Patricia:
    “Oh ja genau so sieht es aus. Und bei mir ist es bei Kind Nummer 2 schlimmer geworden 😂 kaum war die kleine eingeschlafen schon brüllt die große “Maaaaaamaaaa ich hab HUNGER!!!!” In dem Moment hätte ich so in die Luft gehen können.”

    Antworten
  • September 10, 2018 um 7:49 pm
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    ich verfalle,wenn das kleine Monster endlich eingeschlafen ist,in den’Spinnenmodus’–so nennt es men GöGa.😅
    Das bedeutet das ich mich,sobald ich die Kleine in ihr Bett bugsiert habe,nicht mehr bewege..ich sitze am tisch oder auf dem Sofa..
    aber ich ruhe nicht…
    ich harre aus!!
    denn der Große kommt mit sicherheit laut polternd hinauf,also gilt es die Bedrohung ab zu wenden…
    und so flitze ich auf Socken dem entgegen um sie mit nem ‘schhhhhh’ ab zu wehren…

    und uns so vor dem Unheil zu bewaren wenn die Kleine nicht ausgeglichen ist…

    bekloppt,ich weiß😂

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    • September 13, 2018 um 1:28 pm
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      😀 Die Vorstellung ist einfach traumhaft! Schön, dass auch andere so “bekloppt” sind wie ich. 🙂

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  • September 30, 2018 um 12:05 pm
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    Sehr schön geschrieben, wie immer ; -) Aber die Bestie gab es schon vorher : -P

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  • Pingback:Die Eingewöhnung Teil 3 - Kristina vom Dorf

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