Dänemark, das Land der Strafzettel.

“Dummheit schützt vor Strafe (Knöllchen) nicht.”

Die folgende Geschichte ist mir kurz nach unserer Auswanderung nach Dänemark passiert und ich habe das Gefühl, dass es wirklich allen Auswanderern so geht. Immer wieder höre ich von entsetzten Neu-Dänen, dass sie ihren Augen nicht getraut haben, als für ihre Sünden im Verkehr zahlen sollten. In Dänemark überlegt man sich dreimal, ob man falsch parkt, zu schnell fährt oder ein Gläschen Sekt vor der Heimfahrt trinkt.

Ich hatte in den ersten Wochen, in der neuen Heimat, noch kein Fahrrad. Deshalb habe ich mich morgens mit dem Auto auf den Weg zum Supermarkt um die Ecke gemacht. Es war herrliches Wetter und wir wollten am Abend mit Freunden und Nachbarn grillen. In den dänischen Supermärkten fühle ich mich äußerst heimisch, im Lidl und Netto könnte man fast denken, dass man in Deutschland ist. Siegessicher habe ich also Würstchen und Co. in den Einkaufswagen geschmissen und mich gefreut, dass es aufgrund der deutschen Woche sogar Leberkäs (bei uns Wiegebraten) für meinen Schwaben im Angebot ist. Freudestrahlend verlasse ich den Laden und bin in Gedanken schon voll bei der Vorbereitung des Essens.
Beim Auto angekommen flattert allerdings ein kleiner weißer Zettel unter dem Scheibenwischer an meiner Windschutzscheibe. Es gibt genau zwei Möglichkeiten: Entweder ein blonder, blauäugiger Däne hat sich unsterblich und auf den ersten Blick in mich verliebt und deshalb seine Nummer hinterlassen oder ich habe es tatsächlich geschafft in der ersten Woche, mit dem neuen Leihwagen, einen Strafzettel zu bekommen. Aber wie soll das möglich sein? Immerhin stehe ich doch auf dem Parkplatz des Supermarktes. Vielleicht also doch der Däne? Nein, es ist tatsächlich ein Bußgeldbescheid wegen Falschparkens. Verwirrt lasse ich meinen Blick über den Parkplatz kreisen. Warum haben die anderen Leute keinen Zettel und was habe ich bitte falsch gemacht? Dann entdeckt ich das blau/weiße Schild, eines von vielen und sie stehen an jeder Ecke des Parkplatzes: Parken nur mit Parkscheibe und nicht länger als eine Stunde. Wenn ich wenigstens eine Stunde gebraucht hätte, aber ich war höchstens 10 Minuten im Geschäft und soll jetzt dennoch zahlen. „Dummheit schützt vor Strafe nicht“, hat mein Vattke immer zu mir gesagt. Kurz muss ich sogar beim Gedanken an diesen sau-blöden aber wahren Spruch lächeln, aber dann sehe ich die Zahl auf dem Knöllchen: 650 Kronen, das sind fast 90 Euro! Das muss doch ein Missverständnis sein. Das wird definitiv die teuerste Bratwurst meines Lebens!

Eine Woche nach diesem Zwischenfall fahre ich nach Kopenhagen, dort möchte ich eine Freundin treffen. In einer Seitenstraße versuche ich verzweifelt einen freien Parkplatz zu finden. Als ich endlich den Mietwagen zwischen zwei alte Rostlauben eingeparkt habe wird mir schmerzlich klar, dass ich mir noch immer nicht die Park-App runter geladen habe, von der alle sprechen. Also mache ich mich auf die wirklich lange Suche nach einem Parkscheinautomat. Eine Straße weiter finde ich endlich einen, ohne die App ist man wirklich verloren – digitales Dänemark. Nach einem tollen Treffen in der Stadt komme ich ein paar Stunden später zurück zum Auto und sehe schon von weitem den Zettel an der Windschutzscheibe im Wind tanzen, an Liebesbriefe glaube ich mittlerweile nicht mehr. Ich nehme den Strafzettel vom Auto und versteht die Welt nicht mehr. Der Grund ist jedoch simpel, ich habe für die falsche Parkzone bezahlt. Auch diesmal werde ich wieder 90 Euro Strafe zahlen aber mittlerweile weiß ich, dass alles noch viel schimmer und teurer kommen kann…

Lest in meinem Buch “Was Sie dachten, niemals über Dänemark wissen zu wollen!” warum es fast unmöglich ist in Großstädten einen (bezahlbaren) Parkplatz zu finden, warum Autos in Dänemark unbezahlbar sind und einen völlig anderen Stellenwert einnehmen als in Deutschland und warum man durch eine Suff-Fahrt nicht nur ärmer wird, sondern sogar sein Auto an den Staat abgeben muss.

Lest hier:

Wir ziehen nach Zypern!

“Einfach” nach Dänemark auswandern!

Mein Versuch Dänisch zu lernen!

Winter in Dänemark. 

10 Gedanken zu „Dänemark, das Land der Strafzettel.

  • November 9, 2018 um 10:36 pm
    Permalink

    Kommemtar über Instagram:
    “Oh je. Ja ich glaube ich habe noch nie in meinem Leben so aufs Tempolimit geachtet wie in Skandinavien. Mein teuerstes Knöllchen habe ich im Dorf meiner Eltern bekommen. Sonntags, Regen, leerer Parkplatz. Nach 1 Std waren wir zurück, Habdgeschriebenes (!) Knöllchen am Auto, wir hätten auf den Busparkplätzen geparkt. Wir waren die einzigen auf dem ganzen Parkplatz 🙄 Das hat dann 30€ gekostet und nochmal 30€ weil wir einen Mietwagen hatten und die Firma diese Gebühr erhebt, wenn sie unsere Adresse zur Weiterleitung des Knöllchens rausgibt. Ich hab nichtmal geglaubt, dass dieser handgeschriebene Zettel rechtlich ok ist 🙈”

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  • November 9, 2018 um 11:02 pm
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    Das mit dem Supermarktparkplatz ist mir genauso am Mittwoch passiert. Völlig unverschämt…

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  • November 11, 2018 um 7:29 pm
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    Da ich von meinem Sohn, der schon 12 Jahre in Dänemark lebt, bestens über falsches Parken informiert wurde, besorgte ich mir sofort eine elektronische Parkscheibe und achtete höllisch darauf, wo ich – wie lange parkte. Doch es nützte alles nichts. Auch ich wurde erwischt und musste teuer bezahlen … Warum? … weil ich abends auf einem riesigen Parkplatz, auf dem außer mir vielleicht noch drei Autos standen, nicht exakt zwischen den zwei weißen Markierungsstreifen stand 🙁 . Ich konnte es nicht fassen.
    “Willkommen im Club”

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  • Juni 20, 2019 um 1:41 am
    Permalink

    Wie teuer die Verstöße gegen die Verkehrsregeln im Norden Europas auch sind, irgendwie habe ich gerade dort immer über die Stränge geschlagen. Von Hirtshals bis Flensburg in zweieinhalb Stunden, hinter Kristiansand an der Mautbrücke unberechtigterweise durch die Abospur gerauscht, in Schweden … ach komm, ist schon bald zwanzig Jahre her (und somit hoffentlich verjährt). Erwischen lassen hätte ich mich damals wie heute aber nur sehr ungern!

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    • März 23, 2020 um 10:30 am
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      Moin,
      letztes Jahr im September war ich in Grenaa im Urlaub. Heute, März 2020, bekomm ich einen Bußgeldbescheid über 111,72 Euro wegen parken ohne Parkscheibe. Ich kann mich nicht mehr erinnern und hatte auch kein Knöllchen an der Windschutzscheibe.
      Ist sowas ok? Da kann ja jeder kommen oder???
      Wer kann mir da Auskunft geben???

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      • März 29, 2020 um 10:33 am
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        Da kann ich dir leider nicht helfen, wahrscheinlich würde ich es ignorieren 🙂

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  • Januar 20, 2021 um 10:45 am
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    Sehr interessant! Wo finde ich den 2. Teil?
    Lieben Gruß

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    • Januar 20, 2021 um 11:00 am
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      Liebe Anna, wie gut dass du danach fragst.
      Den zweiten Teil wollte ich schon lang veröffentlichen, doch dann kam mein Dänemarkbuch dazwischen. Da dieses Thema dort mehr als umfassend behandelt wird, wird es den zweiten Teil auf dem Blog, aus rechtlichen Gründen, erst einmal nicht geben.
      Der Buchtitel lautet: “Was Sie dachten, niemals über Dänemark wissen zu wollen!”
      Ich hoffe, dass das Buch im Sommer endlich auf dem Markt ist, es wurde wegen Corona und der Reiseflaute leider schon mehrfach verschoben. Zum Glück kann man aber vorbestellen und verpasst dadurch nichts. Ganz liebe Grüße aus Dänemark und sorry, dass Du genau den Text erwischt hast, der keinen zweiten Teil auf dem Blog hat.

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  • April 23, 2021 um 3:38 pm
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    Die fast identische Geschichte ist mir auf einem Supermarkt Parkplatz in Breskens/Niederlande passiert. Und es war auch genau so teuer!
    Dabei habe ich mich noch gewundert, warum man an der Zufahrt kostenlose (!) Parkscheiben verteilt… Viel Lehrgeld für einen Fehler, den man nicht noch mal begeht.

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  • Oktober 25, 2023 um 4:33 pm
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    Dänemark ist für mich gestorben! Nach den ich für eine vergessene Parkscheibe 750,00 kronen bezahlen sollte. Naja dann freuen sich halt andere Orte über mein Geld bei einem Urlaub.
    Wann verjährt eigendlich so ein Strafzettel von einem privaten Parkplatzwächter. Habe ihn 2017 erhalten auf einem Parkplatz eines Einkaufcenter.
    Vieleicht kann mir ja jemand eine Antwort geben.

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