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Derbyzeit und Kopenhagen brennt!

 

 

Wenn Brondby IF auf den FC Kopenhagen trifft.

Endlich mal wieder ein Fußballtext, nach meiner Valtentinstags-Schnulze habt ihr euch das verdient. 🙂 Ein Bekannter hat mich gefragt, was eigentlich so in den dĂ€nischen Stadien los ist und wie es zugeht, wenn ein Derby ansteht. Dieses Wochenende ist es soweit, Brondby IF trifft im Telia Parken auf den FC Kopenhagen und schon vor der Begegnung spielt sich Großartiges ab.

Nach einer langen Winterpause geht es endlich wieder los und dann gleich mit dem Spitzenspiel (Erster gegen Zweiten) der Liga UND obendrauf noch DAS Derby in DĂ€nemark schlechthin. Da greifen die ersten Ultras bestimmt schon direkt zu den Pyros. Oder machen das die DĂ€nen gar nicht? Gehen ĂŒberhaupt viele Zuschauer in die Stadien? Erst letzte Woche hat sich der ehemalige Bundesligakicker Rafael van der Vaart, der mittlerweile beim FC Midtjylland in der dĂ€nischen Superligen spielt,  folgendermaßen geĂ€ußert: „Was mich am meisten ĂŒberrascht hat, war, dass die Menschen hier offenbar keinen Fußball sehen wollen.“ Bitte was?? Ich stimme dieser Aussage absolut nicht zu und empfinde diese Pauschalisierung als Beleidigung fĂŒr sehr sehr viele fußballbegeisterte DĂ€nen. Aber dazu könnt ihr euch ein eigenes Bild machen.

Vor dem großen Derby gab es Diskussionen, um die Platzierung der GĂ€stefans aus Brondby. Am Ende hat diese Auseinandersetzung dazu gefĂŒhrt, dass die Ultras von BIF nicht zum Spiel gehen werden. Stattdessen haben sie die Möglichkeit genutzt das letzte Training vor dem Spiel zu besuchen und sie kamen in Scharen. Ich wusste, dass ich mir das nicht entgehen lassen kann. Dass dann aber ĂŒber 1500 Menschen im Stadion auftauchen wĂŒrden, damit habe ich nicht gerechnet. Ich frage mich ehrlich gesagt, wie die Stimmung zum Spiel noch besser sein soll, vor allem ohne die Gesangsmonster aus Brondby. Im Video unter dem Text könnt ihr sehen was los war und ihr werdet entdecken, dass auch hier in DĂ€nemark nicht auf Pyrotechnik verzichtet wird. WĂ€hrend ich das Video gemacht habe, bin ich fast erstickt, alles fĂŒr euch. Wenn erwachsene MĂ€nner in ihre Schals oder Sturmmasken atmen, sollte man das Gleiche tun. Reiner Überlebensinstinkt 🙂 Leider bleibt es auch in DĂ€nemark nicht bei allen Fußballspielen friedlich. Gerade beim Derby gab es schon hĂ€ufig gewalttĂ€tige Auseinandersetzungen. Dem gegenĂŒber steht ein wahnsinnig beeindruckender Support durch die Fans. Gerade die AnhĂ€nger von BIF reisen fleißig und zahlreich mit zu AuswĂ€rtsspielen und besingen und beklatschen ihre Mannschaft 90 Minuten am StĂŒck. Beeindruckend. Zu meinen Sportbuzzerzeiten habe ich solche Spiele geliebt, ich sage jetzt bewusst nicht bei welchen Vereinen der Support auch so großartig war, sonst bekomme ich definitiv wieder aufs Dach 🙂 Positiv fĂ€llt mir auch immer wieder auf, dass viele Familien mit ihren Kindern ins Stadion kommen. Steht man nicht mittendrin, im Block der Ultras, der einfach zu gern hell leuchtet, muss man sich auch keine Gedanken um die Sicherheit der Kids machen. Von einer Situation, heute beim Training, möchte ich euch allerdings noch berichten, weil sie mich nachdenklich gemacht hat. Ein ca. zehnjĂ€hriger Junge wurde mit einem Pyro auf ein GelĂ€nder gestellt, gehalten von erwachsenenen Brondbyfans. Nachdem das Pyro abgebrannt war und der Junge das GelĂ€nder verlassen hat, gab es tosenden Applaus von hunderten Fans. Sicherlich ein riesen Moment fĂŒr den Kleinen, mehr als fragwĂŒrdig fĂŒr mich.

Ich finde es allerdings bewundernswert mit welcher Liebe, Leidenschaft und Hingabe die Fans ihre Mannschaft unterstĂŒtzen. Egal, um welchen Verein es sich handelt. Mit geschlossenen Augen wird voller Inbrunst gesungen, bis der Kopf knallrot ist. Manchmal fĂŒhle ich mich dazwischen wie eine VerrĂ€terin. Im Moment bin ich voll und ganz Brondby Fan, mag die Jungs, liebe die Fans und freue mich immer, wenn ich wieder ins Stadion kann. Der Unterschied zwischen mir und den anderen 1500 Anwesenden ist allerdings, das meine Liebe nicht fĂŒr immer ist. Wenn meine Reise weiter geht und meine Freund fĂŒr einen anderen Verein arbeiten wird, werde ich wohl auch wieder mein Herz mitnehmen, es einem anderen Team schenken. FĂŒr “richtige” Fußballfans sicher unvorstellbar, fĂŒr mich Alltag. Das Wort “Fußballhure” verkneife ich mir an dieser Stelle mal 🙂

Zum Abschluss noch einmal kurz zu der Aussage von Herrn van der Vaart. In DĂ€nemark ist die Zuschauerzahl sehr davon abhĂ€ngig, in welches Stadion man geht. Brondby und der FC Kopenhagen haben im Durchschnitt 12.000 Zuschauer pro Spiel. Der Unterschied zu anderen Teams wie Silkeborg, mit nicht einmal 3000 Besuchern pro Partie, ist dabei sicher extrem. Dennoch muss man auch die GrĂ¶ĂŸe des Landes und die damit verbundene Einwohnerzahl (5,7 Mio Einwohner) bedenken. WĂŒrde man die Zahlen hochrechnen, um sie mit Deutschland (80,6 Mio Einwohner und damit ca. 14 Mal so viele!!!)  zu  vergleichen, steht DĂ€nemark in der Fußballlust in nichts nach. Betrachtet man zum Beispiel die Saison 2015/16, kamen im Durchschnitt 43.254 Fans in deutsche Stadien, in DĂ€nemark waren es 7200. Bedenkt und beachtet man also den GrĂ¶ĂŸenunterschied der LĂ€nder und die Einwohnerzahl, ist DĂ€nemark sogar richtig fußballverrĂŒckt 🙂

So und nun genießt die beiden Videos und grĂŒĂŸt alle Stadien von mir, in denen ich schon war.

Video 1: https://youtu.be/KcR8AvbUTbc

Video 2:

4 Gedanken zu „Derbyzeit und Kopenhagen brennt!

  • Februar 18, 2017 um 6:11 pm
    Permalink

    Beeindruckend und auch bisschen seltsam!

    Antworten
  • Februar 20, 2017 um 8:31 am
    Permalink

    Danke. Jetzt hat man mal einen kleinen Einblick aus dem Stadion.
    Wie ist es eigentlich mit dem Fussbal im TV bei den DĂ€nen?
    Pay-TV oder for free und live?

    Antworten
    • Februar 20, 2017 um 10:36 am
      Permalink

      In DĂ€nemark bucht man TV-Pakete, muss also auch fĂŒr den Fußball bezahlen, wenn man die Sportsender schauen möchte. NatĂŒrlich ist das auch hier ein riesen Markt. Deshalb spielt zum Beispiel Brondby IF IMMER Sonntags. An diesem Tag haben die meisten DĂ€nen Zeit TV zu schauen und BIF hat die meisten Fans. Schon witzig. Aber bei der Übertragung lĂ€uft einiges anders. Es gibt keine Pressekonferenzen vor dem Spiel, dafĂŒr werden Ende der 1. HZ von beiden Teams Spieler interviewt und Anfang der ersten HZ muss sogar der Trainer ran, obwohl das Spiel schon lĂ€uft 🙂

      Antworten
  • Pingback:1000 Kilometer fĂŒr ein Foto - Kristina vom Dorf

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