OP, 3 Wochen nach der Entbindung? Teil 2

Blinddarm-OP direkt nach der Geburt!

Ihr habt ja bereits im ersten Teil gelesen, dass mich der Hausarzt mit Verdacht auf Blinddarmentzündung direkt weiter ins Krankenhaus geschickt hat. Es ist also 11 Uhr am Mittag, Liva ist in der Krippe, Mr. Z und ich im Wartebereich der Notaufnahme. Wer dort schon einmal saß weiß genau wie sehr das nervt. Das Warten ist das eine, die kranken Menschen und die Gerüche das andere. Ich bin ehrlich, mir war der Mann mit der offenen Wunde am Bein neben mir 1000 Mal lieber als die ominöse blasse Frau mit blutunterlaufenen Augen die wirklich schwer geatmet und gestönt hat. Ich habe immer eine gesunde Angst davor mich beim Arzt anzustecken, umgeben von all den Krankheiten. Bei Fleischwunden passiert das eher selten, aber die gute Frau könnte auch einen Virus aus Afrika einschleppen. Diesmal geht es gar nicht so sehr um mich, William, unser drei Wochen altes Baby ist natürlich auch dabei. Um ihn weiter stillen zu können muss er ebenfalls mit warten. Er schläft ganz ruhig und meine Schmerzen sind im Moment absolut erträglich. Ich bin voller Hoffnung, dass ich bald wieder nach Hause kann. Mr. Z dagegen scheint zu ahnen was auf uns zukommt, er sagt: “Die behalten dich bestimmt hier.”

So kommt es dann auch. Gegen 15 Uhr macht sich Mr. Z auf den Heimweg, um Liva abzuholen. Ich habe weitere Untersuchungen und bleibe mit William im Krankenhaus. Wir bekommen ein Einzelzimmer und ab jetzt ist Familie Z für den Rest des Tages getrennt. Papa und Liva rocken Zuhause den Feierabend, William und Mama warten auf ein Ergebnis. Mittlerweile habe ich seit Stunden nichts gegessen oder getrunken, ich muss wegen einer eventuellen OP nüchtern sein. Am Abend mache ich mir Gedanken, ob sich das Fasten auf das Stillen auswirken könnte. Ich darf dann gegen 20 Uhr endlich essen und trinken, die Ärzte sind sich noch nicht sicher, ob es der Blinddarm ist und wollen meine Werte in sechs Stunden erneut kontrollieren.

William ist unglaublich lieb im Krankenhaus, bekommt ein Babybettchen und scheint nicht sonderlich beeindruckt von der neuen Umgebung zu sein. Gegen Mitternacht ist die Ruhe allerdings zumindest für mich vorbei. Ich werde erneut durchgecheckt, die Entzündungswerte im Blut sind weiter gestiegen. Der Test mit dem Kontrastmittel bringt dann endlich Gewissheit: Der Blinddarm muss raus, sofort! Die Ärzte bitten mich darum meinen Mann zu informieren, schließlich muss jemand während der OP bei William bleiben. Ich rufe Mr. Z also 3 Uhr in der der Nacht an und das erste Mal wird deutlich wie sehr uns Familie in Dänemark fehlt. Natürlich schläft Liva Zuhause seelenruhig in ihrem Bettchen, er kann schlecht unsere Zweijährige allein Zuhause lassen, bis er nach der OP zurückfahren kann. Kurz vorm Eingriff sitzen also alle vier Z´s im Krankenzimmer. Auch Livchen musst mit anreisen. Wir bekommen ein weiteres Bett und während ich unterm Messer liege schlafen William, Liva und Papa in meinem Krankenzimmer. Meine tolle kleine Familie. Tagsüber hätte sicher jemand von den Nachbarn oder unseren dänischen Freunden auf Liva aufpassen können, aber 4 Uhr morgens und so spontan war es wirklich schwierig.

An diesem Tag ist so viel passiert und ich habe mir so viele Gedanken um die Kids und alles Organisatorische gemacht, dass ich gar keine Zeit hatte über die OP nachzudenken. Als ich dann allerdings mit meinem OP-Hemdchen zur Operation geschoben werde und eine Maske auf die Nase bekomme und zur Vollnarkose belehrt werde kriecht die Angst in mir hoch: Was ist, wenn etwas schief geht. Meine Gedanken kreisen und plötzlich, als könne sie meine Gedanken lesen, sagt die Anästesistin zu mir: “Keine Angst, ich passe auf Dich auf. Deine zwei Goldstücke brauchen dich doch!” Das war nett gemeint aber zu viel. In dieser hilflosen Situation diese wunderschönen Worte zu hören hat mich komplett überfordert. Tränenüberströmt bin ich dann in die Vollnarkose abgetaucht. Das nächste was ich weiß ist wie jemand immer wieder meinen Namen ruft und ich nichts sehnlicher möchte als bei meiner Familie zu sein.

Es dauert fast eine Stunde bis ich im Aufwachraum etwas klarer denken kann und bereit bin zurück auf Station gefahren zu werden. Insgesamt war ich nur zwei Stunden weg, perfekt um einfach weiterstillen zu können. Im Zimmer angekommen schläft der kleine Ritter seelenruhig in seinem Bett, Liva und Papa werden gerade wach und haben beste Laune. Natürlich hat Mr. Z in dieser Nacht kein Auge zugemacht, aber dafür haben die Kleinen umso besser geschlafen, trotz der Umstände.

Es ist geschafft, der Blinddarm ist raus, ich habe alles gut überstanden und selbst Liva ist entspannt und geht freudestrahlend vom Krankenhaus in den Kindergarten. Ich war so froh, dass ich William die ganze Zeit bei mir haben durfte und damit weder abstillen noch abpumpen musste. Auch nach der Vollnarkose durfte ich ihn direkt wieder anlegen. Natürlich wären die Dänen nicht die Dänen, wenn sie mich nicht direkt am gleichen Tag entlassen hätten. Damit war ich nur zwei Tage und eine Nacht in der Klinik. Die Skandinavier sind davon überzeugt, dass man Zuhause am schnellsten gesund wird. Mein OP lief ohne Probleme, meine Werte waren ok. 12 Stunden nach der OP hieß es also: “Hej hej”, “Und Tschüß” 🙂

Natürlich könnte man sagen, dass das Timing für die OP blöd war, aber wann hätte es denn besser gepasst? Am Wochenende? Zu Weihnachten? Vor der Geburt oder sogar währenddessen? Auch von solchen Fällen habe ich schon gehört. Sowas passt, wie eine Autopanne, nie! Wir sind einfach nur froh und dankbar, dass es rechtzeitig erkannt wurde und der olle Blinddarm nie wieder Ärger machen kann. Danke an meine drei Z´s, dass ihr alles so großartig mitgemacht habt. Jetzt geht es jeden Tag bergauf und das alles war nur eine Kleinigkeit wenn man sich überlegt, was man alles haben kann.

PS: Die Geburt war deutlich schlimmer, als das bisschen Blinddarm 🙂 Der Geburtsbericht folgt!

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11 Gedanken zu „OP, 3 Wochen nach der Entbindung? Teil 2

  • Dezember 13, 2019 um 9:53 am
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    Musste gleich mal mitheulen! Zum Glück ist wieder alles ok!!!!

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    • Dezember 15, 2019 um 10:12 pm
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      Gott, mir kullern auch gerade 3 Tränchen aus den Augen, aber ich kann es ja auch auf die Hormone schieben…. 😉 gut, dass es so super überstanden ist!

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      • Juni 11, 2023 um 10:12 am
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        Liebe Kristina, ich liege auch grad im Krankenhaus und mir wurde gestern, 3 Wochen nach der Geburt meines ersten Sohnes , der Blinddarm entfernt. 🙁 Mein kleiner ist mit Papa Zuhause. Hoffe sehr, das ich bald nach Hause kann, aber grad sprechen meine Schmerzen leider dagegen. 😓 Aber bald kommen meine Männer mich besuchen. Stillen ist bei uns Gott sein Dank nicht so das Problem, da der Kleine sowieso beides gefüttert bekommt. Muttermilch und Pre. Drück mir die Daumen, dass es bei mir schnell Berg auf geht. Aber dein Bericht lässt mich hoffen! 🙌💜

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        • Juni 14, 2023 um 9:17 am
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          Liebe Christina, natürlich drücke ich dir die Daumen. Ich glaube eine Blinddarm-OP ist nie toll, aber ich fand das Timing so kurz nach der Geburt ganz schlimm. In Dänemark wird man ja direkt wieder entlassen, wenn es keine Komplikationen gibt. Ich hoffe sehr, dass du ganz schnell wieder bei deinen Männern Zuhause bist. Halte durch, du Löwin!

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  • Dezember 15, 2019 um 6:49 pm
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    Ich habe den Eindruck, Ihr schafft trotz Tränen alles prima gemeinsam – lieb Grüße aus Mittweida

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    • Dezember 15, 2019 um 7:12 pm
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      Das Gefühl habe ich auch und es macht mich nur noch emotionaler! 🙂

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  • Dezember 16, 2019 um 5:31 pm
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    Wie gut dass alles gut gelaufen ist, obwohl die Wartezeit schlimm für euch schlimm gewesen sein muss.
    Schön das eure kleine Familie zusammen sein durften. Jetzt kann der Blinddarm kein ärger mehr machen.

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  • Januar 8, 2021 um 11:40 am
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    Hier eine ganz ähnliche Story mit 3 Monate altem Baby inmitten der Corona-Pandemie in Deutschland. Das einzige, was hätte wesentlich besser sein können, wäre ein Tropf mit Flüssigkeit während der Wartezeit auf die OP. Ich bin erfolgreich ziemlich dehydriert mit weiterstillen und ohne trinken und dementsprechend ging mein Blutdruck durch die Decke.

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    • Januar 8, 2021 um 11:43 am
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      Wow, noch Corona dazu ist echt übel. Ich musste auch total lange nüchtern bleiben und hatte Angst um dem Milchfluss.

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